Im Limmattal getroffen

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Gardi Hutter

Gardi Hutter im Souffleurkasten

Oberengstringen Elternverein präsentierte Clownerin Gardi Hutter

Als Souffleuse schaute die Clownerin Gardi Hutter von unten auf die Welt und schuf sich im Bühnendunkel ihre eigenes, spektakuläres Reich. Es gab viel zum Lachen, Staunen und Träumen.

Helen Busslinger-Simmen
Welch wunderbare Idee des Elternvereins Oberengstringen, Gardi Hutter einzuladen, wird sie doch die „weltbeste Clownfrau“ genannt. Das ist nicht übertrieben, denn nur wenige wagen es, den Beruf eines Clowns zu wählen. Diesmal spielte sie eine Souffleuse. Dabei lernte man die unsichtbare Frau im Souffleurkasten kennen, die den Schauspielern und Opernsängern die Texte zuflüstert: Das ist keine Aufgabe, die in der Öffentlichkeit Anerkennung findet. Deshalb vergnügte sich Gardi Hutter bei der Arbeit auf ihre Weise.

Was unter der Bühne geschah

Gardi Hutter kommentierte ungeniert die Aufführungen, ohne ein Wort zu sagen, nur durch ihre einzigartige Mimik. Wenn es ihr nicht gefiel, rümpfte sie die Nase und verzog angeekelt den Mund, wenn sie begeistert war, warf sie die Hände in die Luft. Bei Opernaufführungen sang sie mit, wenn sie Lust dazu hatte.

Unter der Bühne befand sich eine winzige Wohnung mit allem Drum und Dran. Fast märchenhaft wirkte das „Hexenhaus“, - so etwas kann nur Gardi Hutter einfallen. Hier wirkte sie als Hausfrau, die mit den Tücken der Objekte kämpft, mit der explodierenden Kaffeemaschine, mit Lampen, Tisch und Bett. Es entstand ein solche Tohuwabohu, dass das Publikum kaum folgen konnte. Unvergesslich waren die stillen Momente in der dunklen Höhle, mit Musik und Sternenhimmel.

Nicht nur das Bett krachte

Am meisten Freude hatten die anwesenden grösseren Kinder an den Ritualen beim Schlafen: Das Bett kippte mal nach vorne und mal nach hinten, die Souffleuse spielte mit Füssen und Beinen, wuselte sich durch Kissen und Decken, und auch das kleine Gespenst fehlte nicht.

Als Gardi Hutter eine neue Matinee ansagen wollte, ertönte eine Stimme von oben: „Das Theater wird geschlossen.“ Aus Bedauern darüber verlor Gardi Hutter ihre Pfunde und unzähligen Rundungen, mit denen sie stets Furore gemacht hatte. Schlank machte sie sich auf zu neuen Taten. Das Publikum war begeistert, und als das Klatschen nicht aufhören wollte, dirigierte die Clownerin den Applaus und komplimentierte dann ihre Gäste hinaus.

Begabt und eigensinnig

Gardi Hutter wurde bekannt durch die Figur der kurligen dicken Wäscherin, dann folgten unzählige neue Produktionen. Immer sind ihre Figuren ausgestattet mit unglaublicher Fantasie. Auch in Oberengstringen ertönte die „Kunstsprache“, die Gardi Hutter erfunden hatte, eine melodiöses Gemurmel, das ihr ermöglicht, in jedem fremdsprachigen Land aufzutreten. So zeigte sie ihre Bühnenkunst bislang in rund zwanzig Ländern Europas und Amerikas und hatte anlässlich der 700-Jahr-Feier der Schweiz als Putzfrau sogar den Nationalratsaal in Bern erobert.