Im Limmattal getroffen

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Eveline Hasler

Literaturfreunde begegnen Glarner Schriftstellerin

Dietikon Lesung mit Eveline Hasler im Rahmen von Kultur in Dietikon

Eveline Hasler, die bekannte Glarner Schriftstellerin, liest aus ihrem neuen Buch „Tells Tochter“. Eine grosse Anzahl Literaturfreunde im Gemeinderatssaal lernt dabei Julie Bondeli kennen, die im 18. Jahrhundert in Bern gesellschaftskritisch und politisch tätig war.

Helen Busslinger-Simmen
Erfreut über die grosse Anzahl Gäste stellt Agnes Schuler, Leiterin der Stadtbibliothek und Mitglied von „Kultur in Dietikon“, die bekannte Schriftstellerin vor, der man ihre 72 Jahre nicht ansieht. Die Literaturfreunde im Gemeinderatssaal wissen es: In ihren historischen Büchern stellt Eveline Hasler Heldinnen dar. Kämpferische, eigenwillige Frauen, die sich gegen das Establishment stellen und sich unbeirrbar für eigene Ideen einsetzen. Im Buch „Anna Göldin“ porträtiert sie die letzte Hexe in der Schweiz, im Buch „Die Wachsflügelfrau“ berichtet sie vom Leben der Schweizer Juristin Emilie Kempin.

Tells Tochter

„Der Titel hat viele Umtriebe verursacht“, schmunzelt Eveline Hasler zu Beginn der Lesung. Im so genannten „Schillerjahr“ schien es ihrem Verlag ungehörig, ihr Buch mit Schillers „Wilhelm Tell“ in Verbindung zu bringen. Offenbar konnte sich Eveline Hasler durchsetzen, der Titel blieb. „In meinem neuen Buch stelle ich das Leben einer Patriziertochter dar, welche Schulbildung geniessen durfte – für Frauen eine Seltenheit damals" sagt Eveline Hasler.

In loser Folge liest Eveline Hasler aus ihrem Buch, mit kräftiger Stimme, sie ist voller Power. Es gelingt ihr, die Atmosphäre im 18. Jahrhundert einzufangen. Einfühlsam beschriebene Szenen im Patrizierhaus Bondeli, politische Analysen der Zeit wechseln ab mit genauen Schilderungen vom damaligen Umgang mit Krankheiten. Langsam wird die Gestalt Lucie Bondeli lebendig. Man hört von einer mutigen jungen Frau, die sich in die politischen Debatten der Männer einmischt, mit Rousseau korrespondiert und die Regeln für das weibliche Geschlecht ignoriert.

Freiheitskampf in politisch gefährlichem Klima

Eveline Hasler stellt den einsamen Kampf vor, den ihre Hauptfigur bestreitet. Man hört, wie die „femme de lettre“, die einen literarischen Salon führte, schon als Kind eine unersättliche Neugier besass. Bei ihren Recherchen sei sie neu auf die politischen Verhältnisse im 18. Jahrhundert gestossen, berichtet die Schriftstellerin: Die Zeit ist geprägt von der Machtgehabe reicher Patrizierfamilien, die niemand aufkommen lassen. Gemäss Haslers Schilderungen setzt sich Lucie Bondeli durch – das Ende der Geschichte lässt die Autorin offen.

Die Gäste am Abend ahnen, dass Eveline Hasler die Unabhängigkeit von Lucie Bondeli ausserordentlich gefällt und zum schmeichelhaften Titel „Tells Tochter“ inspiriert hat. Nach der Lesung scharen sich die Literaturfreunde um Eveline Hasler, um sich ein Autogramm geben zu lassen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.