«Fryyni Lyt»
Helen Busslinger-Simmen
«Fryyn» heisst freundlich, liebenswürdig, «Lyt» sind Leute. Bekannt ist, dass in den Jodlerklubs «fryyni Lyt» sind. Sie brauchen ihre überschüssige
Energie fürs Jodeln und können dabei manchen Ärger verarbeiten. Die Chöre stehen in Konkurrenz zueinander, aber es hat noch nie an einem
Wettbewerb Gewaltakte oder Messerstechereien gegeben.
Obwohl es in Uri berühmte Anhänger des Brauchtums gibt, bin ich nicht damit aufgewachsen. Aber als ich eine Reportage über einen Jodlerabend
schrieb, habe ich mich mit diesem Kulturgut angefreundet. Die Jodler waren nicht nur «fryyni Lyt», sie waren konzentriert, begabt, musikalisch, konnten
auftreten. Spontane Liedeinlagen gaben dem Jodlerabend etwas Sinnliches.
Jodellieder besingenzumeist eine heile Welt. Darf man das nicht? Goethe nannte das Jodeln «Sehnsuchtston». Diesen Ton trafen am Jodlerfest Interlaken
die Jodlerklubs von Flüelen und Schattdorf. Bestnoten erzielten Reto und Erika Zanini sowie Ruth Arnold-Wallimann, alle aus Bürglen. Die Tälläbuebä
Attinghausen fielen mit ihrer originellen Tracht auf. Die Urner Fahnenschwinger waren «fryyni Mannä», überzeugten mit kraftvollen Schwüngen und zeigten,
wie viel «Spruz» Urner haben.