Ürner Tytsch (Urner Deutsch)

Folgende Urner Ausdrücke
sind in der Neuen Urner
Zeitung erschienen:

«Kirmä»

Helen Busslinger-Simmen
Das Wort «Kirmä» bedeutet ausruhen. Wer es tut, wird oft scheel angesehen: Wer auf dem Sofa oder noch schlimmer im Bett liegt, liest, ausruht, nachdenkt oder Ideen generiert, erweckt den Eindruck eines Faulpelzes. Die elektronischen Medien beanspruchen viel Zeit, da bleibt wenig Raum zum «Kirmä». Der zunehmende Strassenlärm, Getöse von Maschinen und überlaute Musik lassen uns oft nicht zur Ruhe kommen.

Meiner Ansicht nach hat man in Uri eher Zeit fürs Kaffeetrinken, für einen Schwatz auf der Strasse, für einige freundliche Worte mit der Kassiererin im Laden, eher Zeit zum «Kirmä.» Es sind ja kleine Dinge, die ein besseres Lebensgefühl vermitteln. Vielleicht ist der Stress im Kanton Uri nicht so intensiv wie in den Städten, wo alle hasten und hetzen. Denn Ärzte und Psychologen verurteilen die zunehmende Beschleunigung und sagen, ständiger Stress schädige die Gesundheit.

Einige verweigern sich dem Zeitdruck, versuchen ein langsameres Leben, verzichten auf teure Ferienreisen, geniessen die Natur und planen freie Stunden und Tage ein. Dass es beim «Kirmä» um etwas Wichtiges geht, könnte das energische K am Anfang andeuten, dann folgt das listige i, das r, das behagliche m und dann das ä, das fast immer dazugehört. Vielleicht gibt es zu den zehn Geboten ein elftes, das heisst: Du sollst dich nach deiner inneren Uhr richten. Auf Urnerisch: «Tue doch e chli meh kirmä».