Ürner Tytsch (Urner Deutsch)

Folgende Urner Ausdrücke
sind in der Neuen Urner
Zeitung erschienen:

«Strüssä»

Helen Busslinger-Simmen
Oft wird im Land Tells «gstrüssät» (um eine Sache gekämpft). Bei wichtigen Anliegen macht man nicht bloss die Faust im Sack. So äusserten sich Mitglieder der Jugendverbände kürzlich an der Gemeindeversammlung in Altdorf zum Baukredit für die Pferdekuranstalt. Es war geplant, dass sich die Jungen beim Umbau beteiligen sollen. Gegenstimmen betonten, es sei utopisch, den Jungen die Leitung einer Grossbaustelle zu übergeben. Das sah man ein, von der Versammlung wurde ein Projektierungskredit statt eines Baukredits bewilligt.

In unserer Demokratie ist «strüssä» erlaubt und erwünscht. So wurden der Regierung gut 3000 Unterschriften gegen die Schächenspange eingereicht – als Mahnfinger. In Andermatt setzen sich Umweltverbände für eine langsamere und nachhaltige Planung des Skizirkus ein. Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzumischen: sich an ein Mitglied das Landrats oder direkt an die Regierung wenden, im Gemeinderat das Wort ergreifen, Leserbriefe schreiben. Am besten sucht man Gleichgesinnte und setzt sich gemeinsam für ein Anliegen ein.

Im Urserntal kämpfte man Mitte des vergangenen Jahrhunderts gegen einen Stausee, der das Tal unter Wasser setzen sollte. Man wollte nicht bloss «trinschä» (jammern). Am 19. Februar 1946 wurde ein federführender Ingenieur bei Nacht und Nebel und mit «Graggeel» (Lärm) die Schöllenenschlucht hinunter getrieben. Büros mit Plänen wurden «meerterlich» (ungeheuerlich) verwüstet. Die «duräputztä» (schlauen) Urschner waren erfolgreich, ihr Tal blieb, wie es war. Es braucht Mut, sich für ein Anliegen einzusetzen, aber man erntet nicht nur «Lämpä» (Schwierigkeiten), sondern auch «Preschtiyyschi» (Ansehen).