Wo die Liebe hinfällt

Folgende Porträts sind im
Limmattaler Tagblatt erschienen:
Rote Rosen für Charlotte

Rote Rosen für Charlotte

Nicht ohne Grund haben Charlotte und Bruno Kuhny eine Rosenlaube im Garten

Sie fanden einander per Zufall. Dass Rosen in ihrem Leben eine Rolle spielen und dass sie ein „Gespann“ werden, stand damals noch in den Sternen.

Helen Busslinger-Simmen

Sicht von Charlotte Kuhny

Er brachte ihr rote Rosen; heute hat sie in ihrem Blumenladen in Geroldsiwl mit Rosen zu tun. Aber als sie ihn an einem Silvesterabend zum ersten Mal sah, hatte sie alles andere im Sinn, als eine Bekanntschaft anzuknüpfen. Gerade war eine Beziehung zu Ende gegangen. Es waren die Eltern, welch sie überredeten, an den Silversterball im Restaurant Ochsen in Dietikon mitzukommen. Das tat sie denn auch, ganz die brave Tochter, als brave Schwester zusammen mit dem Bruder.

Er fiel ihr auf, wegen seines guten Aussehens, wegen dem Baslerdiakekt. Dass er zuerst mit ihrer Mutter, dann mit der Freundin ihres Bruders tanzte, war in ihren Augen ein durchaus origineller Annäherungsversuch. Weil sie aber von Männern nichts mehr wissen wollte, ging ihr durch den Sinn, ihm eine falsche Telefonnummer geben. Das fand sie dann aber doch fies und gab ihm die Nummer, er brachte ihr einen Strauss Rosen, sie zeigte ihm die Stadt Zürich.

„An einem Theaterabend verliebten wir uns Hals über Kopf ineinander, es war etwas Orkanartiges, das in unser Leben einbrach“, sagt sie. Trotz aller Verliebtheit wollte sie ihre Pläne für einen Aufenthalt in Australien nicht aufgeben. Im Nachhinein denkt sie, die vier Monate Trennung hätten gut getan. Ohnehin waren sie ein Gespann geworden, das zusammen bleiben wollte und zusammen hielt. Ohne grosse Worte.

Immer schon hatten die beiden den Wunsch nach einem eigenen bescheidenen Laden. Als die Kinder grösser wurden, konnte sie die Räume für „Kuhnys Bluemeeggli“ in Geroldswil mieten. Jetzt verkauft sie Rosen und andere Blumen, als Blumenfreundin ist sie in ihrem Element. Sie schätzt regelmässige Aufträge, und ihrem Kundenkreis in Geroldswil gilt ihre ganze Liebe. Dass beide es gern lustig haben und einen grossen Bekanntenkreis pflegen, entspricht ihr.

Sicht von Bruno Kuhny

Sie verzauberte ihn mit ihrer lustigen Art, aber er war viel zu scheu, auf sie zuzugehen. Aber raffiniert. Beim Tanzen mit andern versuchte er etwas über sie zu erfahren. Ganz zufällig war er im „Ochsen“ in Dietikon gelandet, er fühlte sich damals als Basler durch und durch und wurde an diesem Abend wegen seines Dialekts gebührend gefoppt. Als ein immer noch schüchterner Baslerpeppi begleitete er sie später ins Theater. „Da funkte es zwischen uns, gewaltig“, sagt er. Sie hatten abgemacht, am andern Tag auf den Titlis Skifahren zu gehen. An diesem Sonntag regnete es, kein Mensch fuhr Ski, sie aber sassen im offenen Zweierlift im Regen und waren die glücklichsten Menschen.

Sie stellte ihn auf eine harte Probe, als sie nach Australien wegfuhr. Als sie zurückkam, war er aus lauter Liebeskummer abgemagert, sie war rund und mollig geworden. Auf dem Flugplatz fielen sich der Magere und die Runde in die Arme. Er sagt: „Ich schätzte es, dass sie wegen mir ihre Arbeitsstelle nach Basel verlegte.“

Sie heirateten mit allem Drum und Dran, schliesslich sahen sie den Stellenbeschrieb eines Hauswartes EKZ. Er sagt: „Eigentlich wollte ich nie von Basel weg, aber die Stelle war verlockend.“ Beim Zügeln in die neue Wohnung rief sie, schwanger im neunten Monat, plötzlich: „Das Kind kommt auf die Welt.“ Das brachte ihn total aus dem Tritt, er war neu im Limmattal und wusste nicht einmal, wo das Limmattalspital war. Als sie im Spital auf die Geburt warteten, fiel ihm sein Aquarium in Basel ein. Er wollte doch seine Fische nach Dietikon holen, die Ereignisse hatten sich überstürzt. So dachten beide zwischen den Wehen an die armen Fische im Aquarium in Basel.

„Durch sie bin ich viel lebenslustiger geworden; ihre Lebenslust ist ansteckend“, sagt er. Er freut sich, dass sie ihren Traum vom eigenen Laden verwirklichen kann. Für ihn ist klar, dass er hilft, wo er kann, auch im Haushalt. Bloss Kochen hat er nie gelernt: „Ich weiss nicht, wie man das ferrtigbringt, dass alles hygienisch bleibt und alle Gerichte miteinander auf den Tisch kommen.“ Seine beiden Töchter Stefanie und Marina sind sein Stolz. Ihnen zuliebe fing er an, die Festwirtschaft am Kinderfasnachtsumzug zu organisieren, das macht er immer noch. Freiwillig und gratis.