Exil Urnerinnen und Urner

Folgende Porträts erschienen
in der Neuen Urner Zeitung
bzw. im Urner Wochenblatt (*)
Erich Aeschlimann

Den Tod nicht verdrängen

Erich Aeschlimann bekam durch seinen Beruf als Berater und Leiter bei Friedhof-Sanierungen einen vertieften Zugang zum Sterbe- und Totenkult. Sich mit dem Tod befassen – das ist für ihn nicht lebensfeindlich.

Helen Busslinger-Simmen
Er hat viel über Tod und Sterben nachgedacht, da er sich berufsmässig mit Friedhof- und Sterbekultur befasst. „Alle, die auf Friedhöfen arbeiten, verändern ihre Einstellung zum Tod. Und zum Leben!“, bemerkt Erich Aeschlimann. Wer dieses Thema im Alltag nicht ausklammere, habe einen persönlichen Gewinn. Dass sich auch Jüngere mit dem Sterben auseinandersetzen, erlebt Aeschlimann bei seinen Beratungen in Gemeinden in der ganzen Schweiz und in Süddeutschland.

Verdrängen oder schriftlich festlegen

Aeschlimann bemängelt, dass in manchen Gemeinden die Verantwortlichen gern einen grossen Bogen um den Friedhof und seinen Zustand machen. „Immer noch verdrängt unsere (Spass)Gesellschaft den Gedanken an Sterben und Tod, viele wollen nicht darüber reden. Leider haben wir den natürlichen Zugang zum Sterben verloren“, so Aeschlimann. Seiner Meinung nach spielt hier die Angst vor dem Tod mit.

Er ist überzeugt, dass man seinen Angehörigen vieles erleichtert, wenn man mit ihnen über Wünsche in Bezug auf Sterben und Tod spricht. Man muss sich dazu wohl etwas aufraffen. Aeschlimann: „Es ist für die meisten eine Erleichterung, wenn sie ihre Standpunkte schriftlich festgelegt haben. Man kann Wünsche in Bezug auf die Beerdigung bei der Gemeinde hinterlegen.“ Er kennt Paare und Einzelpersonen, welche rund um ihre eigene Beerdigung alles genau niedergeschrieben haben – den Angehörigen zuliebe.

Erd- oder Feuerbestattung

Die Art der Bestattung, Feuer oder Erde, ist nach wie vor ein Thema. Als ein Mensch mit einem starken Zugang zur Natur will Aeschlimann Erdbestattung nicht ausschliessen. Im Gegenteil: „Wenn sich ein Friedhof oder ein Teil eines Friedhofes eignet, hat Erdbestattung seinen eigenen Wert. Die Natur ist vergänglich, wir sind vergänglich, alle sind in diesem Kreislauf drin.“

Nicht bei allen Friedhöfen ist n u r Erdbestattung möglich. Aeschlimann: „In den letzten Jahren wurde bei manchen Gräberräumungen festgestellt, dass die Toten nicht zu Staub zerfallen sind. Denn zuweilen ist die Bodenbeschaffenheit ungünstig.“ Fast täglich befasst sich Aeschlimann mit dem Zustand der Böden in Friedhöfen. Doch auch Feuerbestattung hat Nachteile. „Nicht alle Krematorien genügen den lufthygienischen Erfodernissen“ so Aeschlimann. Da Sanierungen teuer sind, hat man eine gewisse Scheu, das Thema zur Sprache zu bringen.

Pietätvoll exhumieren

Im zürcherischen Mettmenstetten ist wie an vielen andern Orten die Friedhofsanierung geglückt. Hunderte von Leichen wurden exhumiert (ausgegraben und neu beerdigt) und in sanierte Grabfelder gelegt. Es wurden Rohre zur Entwässerung verlegt und Fundamente für die Grabsteine gesetzt. Darauf kamen Sicker- und Filterschichten und eine Schutzschicht, die das Wasser wegleitet. Erst dann wurde das Grab mit Erde, in der die Toten beigesetzt wurden, aufgefüllt.

„Bei uns spielt Pietät und Achtung vor der Würde der Toten und ihrer Angehörigen die grösste Rolle“, sagt Aeschlimann. Auch technisch hat seine Firma ein breites Wissen; das Grabfeld-Sanierungssystem „Linder“ ist patentiert und funktioniert, wie das Institut für Rechtsmedizin der Universität anhand der Friedhofsanierung in Sarnen festgestellt hat.

Friedhofkultur in Dorf und Stadt

In den 60er- und 70er Jahren hat man sich mit Problemen der Böden im Friedhof noch nicht auseinander gesetzt - man hat einfach Friedhöfe erstellt. Nach den Erfahrungen Aeschlimanns hat es in den meisten Friedhöfen „Mischzonen“. Dort, wo Erdbestattung nicht möglich ist, können Friedhofbauer so genannte Erholungsräume mit Bäumen, Blumenbeeten, Wasser und Bänken planen. Der Urner Planer: „Es gibt sehr schöne Ergebnisse.“