Menschen an der Arbeit

Folgende Porträts erschienen in
Wir Kaufleute bzw.
im Limmattaler Tagblatt (*)
bzw. im Stadtanzeiger der Stadt Dietikon (**)
Doris und Peter Walser

Kulturpioniere der ersten Stunde

Als in den 70er Jahren die grosse Einwanderungswelle nach Dietikon kam, störte es Peter und Doris Walser-Wilhelm, dass nicht mehr einheimische Kreativität gefördert wurde. Die beiden dachten an vielfältige Angebote für Kopf, Herz und Hand, für Familien, für junge Erwachsene. So reiche Peter Walser im Gemeinderat ein Postulat zur Errichtung einer Kulturkommission mit einem jährlichen Kulturkredit ein, das auf Zustimmung stiess. Der damalige Stadtpräsidenten Hans Frei hatte für dieses Anliegen offene Ohren.

Helen Busslinger-Simmen
Peter Walser: „Mit einigen initiativen Leuten fast aller Parteien wurde das Projekt ‚Limmathus’ in Angriff genommen. Es war eine lose Vereinigung mit vielfältigen Gruppierungen, Standort war der ehemalige Gemeindestubenverein an der Bahnhofstrasse.“ Doris Walser gründete im damaligen Schellerareal die Webgruppe mit wertvollen alten Webstühlen, die bald einen intensiven Zusammenhalt hatte und die heute noch besteht.

Das „Limmathus“ entsprach einem grossen Bedürfnis, daraus wuchsen später Institutionen, die in Dietikon nicht mehr wegzudenken sind. Peter Walser: “Zum Beispiel weckte die damalige Heimatkundegruppe das Ortsmuseum aus langem Schlaf auf. Es gab Gruppen für Ausländer, ein Orchesterverein, es wurde Theater gespielt, alles im Sinn der ‚Education permanente’“. In einer so genannten „Kopfgruppe“ arbeiteten die Animatoren, die das Ganze zusammen hielten.

Als die Räume an der Bahnhofstrasse für die Stadtbibliothek eingerichtet wurden, zog das „Limmathus“ in die Salamifabrik. Peter Walser: „In den frühen 80er Jahren löste sich die lose Vereinigung auf. Die tragenden Personen übernahmen andere Aufgagen oder zogen weg. Heute freuen sich die Walsers über die Vielfalt kultureller Tätigkeiten und Angebote in unserer Stadtgemeinde.

Forschen als Leidenschaft

Vor allem wegen ihrer grossen Forschungsarbeit „Bonstettiana“ wurde Walsers der Kulturpreis der Stadt Dietikon überreicht. Denn sie sie waren nicht nur im Stadtleben aktiv, sie arbeiten vor allem an ihrem wissenschaftlichen Unternehmen mit Sitz in Dietikon: Sie sind die Begründer des Bonstetten Archivs und lancierten die Edition der Bonstettiana. Denn seit 30 Jahren befassen sie sich intensiv mit Karl Viktor von Bonstetten (1745 – 1832). Der berühmte Schweizer hatte in Leiden, Cambridge und Paris studiert und liess sich in der Schweiz nieder, nachdem er Italien bereist hatte. Er war Mitglied des Grossen Rats in Bern, Landvogt von Saanen und Nyon und Oberrichter in Lugano und wählte Genf zum Aufenthaltsort. Er war bald eine weitum bekannte Persönlichkeit und gilt als Leitfigur zwischen dem Ancien régime und der Moderne.

Doris Walser: „Es lohnt sich, sich mit dem Berner Patrizier Bonstetten so genau wie möglich zu befassen: Er war ein frühliberaler Politiker und Schriftsteller, ein echter Schweizer Kosmopolit und wurde von Persönlichkeiten aus aller Welt aufgesucht. Seine Briefkorrespondenz wuchs ins Unendliche.“

Walsers intensive Forschungstätigkeit trägt Früchte: Bereits ist der 30. von 36 Teilbänden der Bonstettiana erschienen. Die Bücher erhalten von Kennern hohes Lob. Kürzlich schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Die Bonstettiana ist in ihrer literarischer wie editorischer Qualität die verblüffendste aller deutschsprachigen Klassikerausgaben“, schrieb kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Walsers Arbeit beschränkt sich nicht auf die Schreibstube, sie korrespondieren mit Wissenschaftlern aus aller Welt, reisen viel und treffen dabei aussergewöhnlich interessante Menschen. Doris Walser hat bei ihrer Arbeit sogar dänisch und russisch gelernt. Viel Arbeit gibt die Suche nach den Quellen und das Entziffern der Handschriften, die zusammen mit Kommentaren auf den Computer übertragen werden.

So wie damals im „Limmathuus“ arbeiten Doris und Peter Walser im Team, mit andern Forschern, mit Studenten, mit Korrektoren, mit jungen Leuten und erfahrenen Wissenschaftlern. Bei ihrer Forschungstätigkeit ergeben sich wie von selbst tiefe Freundschaften. Ähnlich wie Jakob Bonstetten haben sie sich ein Netzwerk aufgebaut, an dem sie Tag für Tag weiter arbeiten. Homepage: www.bonstettina.ch . Einzelne Bände sind auf Internet abrufbar.

Homepage von Bonstettiana