Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Reno Blumenthal

«Ich bewundere Urner Bergbauern»

Renzo Blumenthal verbindet Heubühne und Showbühne. Der Ex-Mister Schweiz über Landwirtschaft - auch in Uri.

Helen Busslinger-Simmen

Mit der Wahl zum Mister Schweiz 2005 wurde Renzo Blumenthal zum bekanntesten Schweizer Bauern. Heute arbeitet der 37-Jährige auf seinem Biolandwirtschaftsbetrieb im bündnerischen Vella.

Renzo Blumenthal, wie sehen Sie die Urner Bergbauern?

Renzo Blumenthal: Ich fahre oft über den Oberalppass und mache mir Gedanken zu den Bergbetrieben. Die Witterung und die topografischen Verhältnisse im Kanton Uri sind wohl eine echte Herausforderung für jede Bauernfamilie. Wenn Junge sich entscheiden, den elterlichen Betrieb weiterzuführen, ist dies dem Engagement ihrer Eltern zu verdanken. Offenbar gelingt es immer noch, die Freude am eigenen Boden und an der Tierhaltung zu bewahren.

Sie haben die Direktvermarktung Ihrer Produkte vorangetrieben. Rentiert es?

Blumenthal: Wenn ich Angestellte bezahlen müsste, wäre es ein Verlustgeschäft. Ich liefere Produkte an Lebensmittelgeschäfte wie Private. Das ist ein unglaublicher Zeitaufwand.

Müssen Bauern Unternehmer sein?

Blumenthal: Die Bauern heute sind Unternehmer. Ihr Besitz ist gleichzeitig ihre Heimat im wahrsten Sinn des Wortes. Beim kaufmännischen Handeln besteht wahrscheinlich da und dort noch ungenütztes Potenzial. Mir hat geholfen, dass ich die Handelsschule absolviert und die Ausbildung zum Diplomlandwirt gemacht habe. Wenn man mir sagt, ich sei bauernschlau, ist das für mich ein Kompliment. Heute müssen alle Bauern schlau sein, um im globalen Markt zu überleben.

Sind Sie Biobauer aus Überzeugung?

Blumenthal: Ich habe Freude an gesunden Produkten. Da ich Milchwirtschaft und Aufzucht betreibe, ist der Aufwand nicht so gross. Es gibt mir viel mehr immer eine grosse Genugtuung, wenn ich beim Stallbau, beim Auslauf und bei der Fütterung auf die Bedürfnisse der Tiere Rücksicht nehmen kann.

Sind Ihre Auftritte im Fernsehen und bei Festivitäten zeitaufwendig?

Blumenthal: Ja, sehr. Es braucht Kraft und Energie. Mein Engagement in der Öffentlichkeit hat aber einen guten Grund: Ich möchte das Bild eines modernen Bauernbetriebes vermitteln. Dabei mache ich den gewagten Versuch, die Heubühne mit der Showbühne zu verbinden.

Sie bewegen sich gewandt in der Welt des schönen Scheins.

Blumenthal: Ich habe das Showbusiness mit seinen Sonnen- und Schattenseiten kennen gelernt. Es macht mir nicht viel aus, vor der Kamera zu stehen. Als Bündner Bauer bleibe ich auf dem Boden, bin von eher nüchterner Wesensart, praktisch veranlagt und bodenständig. Zudem kann ich mich bei meinen Tieren erholen und wieder Kraft tanken.

Haben Sie Ideen zur Förderung der Bergbauernbetriebe?

Blumenthal: Man vergisst leicht, wie schwierig heute Tierhaltung ist und wie viele Vorschriften es gibt. Für die Bergbauern müsste der Staat meiner Meinung nach viel mehr tun.