Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Hanspeter Trütsch

«Der Gotthard lebt»

Hanspeter Trütsch leitet die Bundeshausredaktion fürs SRF. Der Medienprofi aus Bern schätzt den Bergkanton. Deshalb hat Trütsch Uri bereits mehrmals durchwandert.

Helen Busslinger-Simmen
Für den Medienmann des Bundeshauses ist Uri «Swissness pur». Hanspeter Trütsch kennt als Leiter der Bundeshaus-Redaktion Bern sozusagen die «Seele der Schweiz». Zu Uri und seinen Politikern in Bern pflegt er intensive Kontakte. Aber am liebsten streift er durch den Bergkanton.

Was hört man im Bundeshaus über den Kanton Uri?

Hanspeter Trütsch: Uri ist als Gotthard- und Transitkanton besonders gefordert. Die Politik trägt dem auch Rechnung: Beispiele sind der Neat-Bau und der grosse Strassenverkehr. Uri ist als Zentrumskanton der Urschweiz in einer besonderen Situation - er ist eben das Herz der Schweiz! Mit Pässen ins Tessin, ins Bündnerland und ins Wallis. So betrachtet liegt der Kanton Uri eben immer am Weg. Der Gotthard lebt - nicht nur als Mythos oder Reduit.

Wie gut kennen Sie die Urner Ständeräte Baumann und Stadler und Nationalrätin Gabi Huber?

Trütsch: Ich pflege mit allen regelmässigen Kontakt - das ist mein Alltag. Frau Huber ist ja als Fraktionschefin der FDP-Liberalen ständig von den Medien gefordert. Und da gehöre ich als TV-Mann dazu.

Kennen Sie Uri aus eigenem Erleben?

Trütsch: Ohne überheblich zu sein, kann ich für mich in Anspruch nehmen, dass ich Uri sehr gut kenne. Ich habe den Kanton mehrfach durchwandert: zuletzt integral auf dem Swisstrail von Seelisberg - das Reusstal hinauf über den Gotthard in die Leventina. Von anderen Wanderungen kenne ich den Surenen-, den Chrüzli- und den Chinzigpass. Das Rütli ist natürlich Standard. Was gibt es Schöneres, als an einem föhnigen Tag auf dem Schiff «Uri» den Urnersee zu befahren. Swissness pur. Da schlägt nicht nur des Schweizers Herz höher. Mein Reisetipp: Die Postauto-Pässe-Tour ab Andermatt über Furka-Nufenen-Gotthard!

Welche ehemaligen politischen «Saftwurzeln» vermissen Sie?

Trütsch: Der Kanton Uri hat immer wieder legendäre politische Urgesteine nach Bern geschickt. Ich erinnere mich an den «tanzenden Landammann» Hansruedi Stadler oder natürlich auch an den legendären Franz Steinegger. Beide sind national bekannte und geschätzte Persönlichkeiten.

Manche Urner Gemeinden kämpfen ums Überleben.

Trütsch: Das ist in der Tat ein ernstes Problem. Die Schweiz tickt mehr und mehr nach zwei Geschwindigkeiten: die boomenden Zentren im Mittelland und die Bergregionen im Kriechgang. Das kann auf die Länge nicht gut gehen. Der Tourismus ist nur eine mögliche Strategie. Gefordert sind Politik und Wirtschaft. Weshalb muss eine Bank ihr Dienstleistungszentrum in der teuren Zürcher Agglomeration bauen? Ein Backoffice kann man auch in Erstfeld oder Andermatt ansiedeln. Mit den Arbeitsplätzen kommen Arbeitnehmer und Familien nach Uri.

Haben Sie Ideen für eine nachhaltige Entwicklung in Uri?

Trütsch: Es braucht nicht bloss Hochglanzprospekte und teure Entwicklungskonzepte, sondern neue Ideen und Innovationen. Sonst haben diese Regionen längerfristig keine Zukunft. Gefordert sind auch ehemalige Regiebetriebe wie SBB, Post oder Swisscom. Ein gutes Beispiel: Die SBB haben ihr Kundencenter nach Brig ausgelagert und Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Die Politiker aus den Bergregionen könnten in dieser Richtung noch aktiver agieren.

Arbeiten Sie auch mit der Fernsehmoderatorin Sabine Dahinden zusammen?

Trütsch: Selbstverständlich, ich schätze sie sehr. Sabine arbeitete schon in der SRF der Bundeshausredaktion. Und im vergangenen Dezember haben wir während der siebenstündigen Live-Reportage aus dem Bundeshaus sehr intensiv zusammengearbeitet.