Uri von aussen gesehen

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:

Gisela Widmer

«Chevrolet und Turnschuh umrahmen die «Tyyfelsbrigg»

Autorin Gisela Widmer erzählt die Sage von der «Tyyfelsbrigg» anders. Sie sagt, welche Figuren sie dafür kreiert hat. 2013 führt das Kulturforum Andermatt Gotthard ein weiteres Freilichttheater auf. Gisela Widmer hat die Sage von der «Tyffelsbrigg» dafür umgeschrieben.

Helen Busslinger-Simmen

Gisela Widmer, wie reagierten Sie, als Sie das Kulturforum Andermatt-Gotthard angefragt hat?

Gisela Widmer: Zuerst etwas verhalten. Das Thema Sagenwelt fand ich für ein Theaterstück eher schwierig. Sagen muss man hören, nicht sehen. Dann aber legte das Kulturforum den Fokus auf die Sage von der Teufelsbrücke. Da machte es in mir klick.

Was reizte Sie an dieser Sage?

Widmer: Sie ist atypisch. In den meisten Sagen werden Einzelne bestraft, weil sie sich nicht der Norm entsprechend verhalten. Bei der der Teufelsbrücke-Sage geht aber die ganze Talgemeinschaft einen Pakt mit dem Teufel ein. Dieses Kollektive ist schon spannend genug. Hinzu kommt das faustische Element, aber im Gegensatz zu Goethes Faust kann sich die Talgemeinschaft mit einer List retten.

Wie sind Sie mit der Sage verbunden?

Widmer: Ich kenne sie seit meiner Kindheit. Ausserdem bin ich ein totaler Gotthardenthusiast. Ich pendle oft zwischen dem Tessin und Luzern und fahre wenn immer möglich über den Gotthardpass. Bei der Teufelsbrücke steige ich immer aus, seit Jahren schon, um in diese gähnend tiefe Schlucht zu schauen. Einfach urgewaltig.

Was haben Sie während den Recherchen für die Freilichtspiele erfahren?

Widmer: Es geht um viel mehr als um die Brücke. Überspitzt gesagt geht es um den Gründungsmythos der Schweiz, um den Ursprung der Gotthardrepublik. Die Flüsse und die Pässe zu kontrollieren, wurde zu ihrer Raison d’être.

Was haben Sie bei der «Tyyfelsbrigg» dramaturgisch kreiert?

Widmer: Das verrate ich natürlich nicht. Aber ich sage Ihnen, was vorkommt: Unter anderem ein weisser Chevrolet mit diabolisch rotem Rauch. Eine junge Frau, die einen Turnschuh und sich selber verliert. Ein junger Mann, der alles daran setzt, um die junge Frau wiederzufinden. Das Publikum kann sich auf ein Spektakel mit Witz und Tiefgang, geheimnisvollen Überraschungen und fantastischen Bildern freuen. Und auf ein Happy End. Allerdings ohne Ziegenbock. Übrigens kommen sieben weitere Urner Sagen vor. Aber diese Sagenfiguren erzählen ihre Geschichte in der indirekten Rede. So bleibt dem Publikum genügend Raum für die eigene Fantasie.

Wie gestalten Sie die Hauptfiguren?

Widmer: Der Teufel ist ein vielschichtiger Kerl in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Er wendet jede List und jeden Trick an, um doch noch zu einer Seele zu kommen. Hinzu kommen 15 weitere Hauptfiguren, die wichtiger sind als der Ziegenbock und das alte Müetterli. Insgesamt brauchen wir etwa 70 Schauspielerinnen und Schauspieler.

Bislang wurden Sie mit positiven Kritiken verwöhnt.

Widmer: Oh, es gab auch schon schlechte. Aber ich kann durchaus selber abschätzen, ob etwas gut ist oder schlecht. Zudem kann ich mich auf Regisseur Livio Andreina und Ausstatterin Anna Maria Glaudemans Andreina verlassen.